Repair-Bericht: Tape-Deck-Reparatur für 0€?!

Ein Kassettenliebhaber und sein Schatz

Sehr viel Geduld bewiesen, hat Sven als er am 9. Mai mit seinem defekten Kassettendeck ins Repair Café kam, denn der Andrang an diesem Tag war riesig.

In der Hoffnung, dass sein hochwertiger Kassettenrecorder wiederbelebt werden könnte, schaute er den anderen Besuchern bei den Reparaturen zu und bangte bis endlich die Nummer 12 der Reparaturaufträge an der Reihe war.

Alle Räder stehen still!

Obwohl das Gerät sich normal einschalten lässt, spielt es keine Kassetten mehr ab. Ein Blick in den Kassettenschacht bestätigt die erste Vermutung: Die Achse der Tonwelle steht still – sollte sie aber nicht!

Da wir keine freie Sicht auf die Achse und den Tonkopf haben, muss als erstes die Abdeckung vom Kassettenschacht abgenommen werden. Dann entdecken wir oben im Schacht vier Kontakte – sollten nicht zwei Kontakte für die Erkennung der Bandsorte reichen?

Ein Test aller Kontakte klärt, dass unser Patient offenbar neben den üblichen Kontakten zur Unterscheidung zwischen Eisen- und Chromdioxid-Kassetten auch noch die selteneren Eisen-Bänder erkennen und magnetisieren kann – offenbar handelt es sich um ein echtes HiFi-Schätzchen.

Die verbleibenden Kontakte sind dann wohl die gesuchten zur Erkennung, ob eine Kassette eingelegt ist! Leider bringt uns das Überlisten der Elektronik keinen Schritt weiter – die Tonwelle bleibt bewegungslos. Lediglich das Klacken eines Hubmagneten zeigt den Willen zur Kooperation.

Gummibandsalat

Nachdem das Gehäuse komplett offen ist, gilt unsere Aufmerksamkeit dem einzigen Motor und dem Schwungrad daneben: Ein schwarzes Gummiband umgibt die Welle des Motors, fällt aber dann verdächtig schräg in die Tiefe des Antriebsblocks anstatt auf dem Schwungrad zu liegen.

Da das Hifi-Gerät noch aus einer Zeit stammt, in der Vertragshändler von Unterhaltungselektronik die Reparaturen noch selbst durchgeführt haben, muss der „Riemenwechsel“ ohne komplette Demontage des komplex und fragil wirkenden Getriebeapparates möglich sein. Ist er dann auch. Leider reißt des Gummiband beim Versuch es über das Schwungrad zu legen – es ist definitiv ausgeleiert und zu spröde. Woher bekommt man jetzt Ersatz?

Na so ein Zufall!

Normalerweise würden wir jetzt nach Ersatzteilen googlen, aber vorher werfen wir noch einen Blick in die Küche: Et voila! Von den schätzungsweise 6 Haushaltsgummis hat einer nicht nur die annähernde Größe, er ist außerdem ein Flachgummi, der die Traktion vom Motor auf das Schwungrad hervorragend leisten wird!

Im Nu ist der Gummi eingesetzt und alles Schrauben wieder an ihren Ort geschraubt – wir können es kaum erwarten!!!

Stecker in die Steckdose, Chinch-Kabel vom Tape zum Verstärker und dann kommt der große Moment: PLAY! – und es spielt…

Happy End…

Es sind diese Momente, die den Reparierenden Lohn genug sind, ehrenamtlich und freiwillig völlig fremden Menschen zu helfen:

Glücklich schaut Sven auf sein Kassettendeck, dass gleichmäßig eine Kassette abspielt, als hätte es nie in seinem Leben etwas anderes getan.

Freut sich der Besucher und verlässt lächelnd das Repair Café, dann hat sich der Aufwand gelohnt!